Blutegeltherapie

Die Blutegeltherapie ist in der Humanmedizin schon seit langer Zeit eine anerkannte und etablierte Therapieform. Zunehmend findet sie auch in der Tiermedizin ihre erfolgreiche Anwendung bei allen Tierarten.
Die Blutegel, sondern während des Beißvorganges eine Vielzahl medizinisch wirksamer Substanzen über ihren Speichel ab. Sie stellen eine Art biologische Apotheke dar und werden vor diesem Hintergrund im Arzneimittelrecht als „Fertigarzneimittel“ eingestuft und unterliegen den gleichen Anforderungen an Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit wie alle zulassungspflichtigen Arzneimittel.
Außergewöhnlich und einzigartig ist jedoch ihre Wirkstoffkombination, die sie in der lokalen Therapie so erfolgreich sein lässt.

Was passiert bei der Blutegeltherapie?

Eine Behandlung dauert in der Regel zwischen 30 und 90 Minuten. Je nach Indikation sind eine oder mehrere Behandlungen erforderlich. Hierbei wird der oder die Egel an die betroffene Hautstelle angesetzt. Diese muss nicht rasiert werden, sondern der Egel findet auch so seinen Weg! Er sägt sich mit seinen Kalkzähnchen vorsichtig durch die obere Hautschicht und sondert schon hierbei schmerzlindernde und gerinnungshemmende Stoffe ab, so dass die Tiere diesen Vorgang ohne Weiteres tolerieren und den Egel in Ruhe lassen. Häufig dösen die Tiere während der Therapie entspannt ein oder man kann einen kleinen Spaziergang währenddessen machen.

Ist der Egel fest angedockt, leitet er die Wirkstoffe beim Saugen in das Gewebe ein, so dass sie in einem Areal von ca. 10 x 10 x 10 cm eine lokale Wirkung haben. Nach seinem Saugakt von ca. 15 bis 90 Minuten lässt der Egel sich von alleine abfallen. Die kleine Bisswunde in der Haut wird durch den Wirkstoff Calin (Saratin) für 4 bis 12 Stunden offen gehalten und blutet somit je nach Egelgröße mehr oder weniger stark nach. Dieses „Nachbluten“ ist durchaus erwünscht und es muss lediglich dafür gesorgt werden, dass das Tier nach der Therapie nicht gerade auf hellen Teppichen, Sofas o.ä. liegt, wenn das Anbringen eines Verbandes nicht möglich ist. Die heilende Wirkung tritt nach unterschiedlichen Zeitabständen ein. Teilweise kann ein sofortiger Effekt beobachtet werden. Teilweise dauert der Wirkungseintritt einige Tage (je nach Indikation und Pathologie). Häufig hält die Wirkung monatelang an.

Bei welchen Indikationen kann man Egel anwenden?

  • Arthritis / Arthrose / Gelenkfehlbildungen (Dysplasien)
  • Erkrankungen der Bänder und Sehnen (Sehnen- oder Sehnenscheidenentzündungen)
  • Schmerzen durch geschädigte Sehnen etc.
  • Entlastung bei Wirbelsäulenerkrankungen (Spondylosen, Diskopathien, Nervenentzündungen etc.)
  • Lumbago, Myogelosen (Muskelverhärtungen)
  • Hauterkrankungen (Ekzeme, Abszesse, Leckekzem, Ohrekzem, Zwischenzehenekzem)
  • Wundheilungsstörungen, Narben
  • Hämatome (Blutergüsse)
  • Lymphgefäß- und Venenerkrankungen (Thrombose, Thrombophlebitis)
  • Zahn- und Kiefererkrankungen (Zahnfleischentzündungen, Zahnwurzelentzündungen)

Woher kommen die Blutegel?

Die Blutegel, die in meiner Praxis zur Anwendung kommen, sind medizinische Blutegel (Medirud Blutegel) aus der Biebertaler Blutegelzucht GmbH.
Es gibt Egel aus der dort eigenen Zucht oder Kulturegel. Bei den Kulturegeln handelt es sich um Importegel mit 32-wöchiger Zwischenhalterung in der Zuchtanlage.

Was kostet die Blutegeltherapie?

Je nach Egelgröße liegt der Preis pro Egel zwischen 5 und ca. 10 €. Hinzu kommt die tierärztliche Leistung und eventuell ein Verband, sodass eine Behandlung i. d. R. zwischen 15 und 50 € kostet.